Der erste Prototyp beim MonkeyCross

"Ein Sahnestückchen der MonkeyCross-Geschichte ist zurück"

Im Jahr 2025 durfte ich wieder Teil einer ganz besonderen Geschichte sein.

Wolfgang Straub, der Erfinder des MonkeyCross, fragte mich im Januar, ob ich ihm helfen könnte, seinen 1975 selbstgebauten Prototypen wieder auf die Räder zu stellen und vielleicht auch zum Laufen zu bringen. Er zeigte mir dazu das obige, etwa 30 Jahre alte Foto.

Genauso lange lag die Monkey nun auf dem Dachboden bei Wolfgang und er hat sie seither nie wieder gesehen, denn als Rollstuhlfahrer ist ihm sein Dachboden nicht zugänglich.

Nur wenige Tage später stand ich bei Wolfgang vor der Tür und holte zusammen mit seiner Frau Christine die Monkey ans Tageslicht. Beim Anblick waren wir alle etwas enttäuscht, denn der Zahn der Zeit und vor allem der Rost hat sichtlich am Fahrgestell und an den Chromteilen genagt.

Doch davon ließen wir uns nicht entmutigen und gingen das Projekt an.

Hintergrund:
Wolfgang hatte an Ostern 1972 einen schweren Motorradunfall und ist seither querschnittsgelähmt. Quasi als RehaMaßnahme frisierte er die MonkeyMotoren seiner Freunde. Das diesbezügliche Kräftemessen führte 1973 zum ersten MonkeySlalom in Holzhausen und 1974 zum ersten MonkeyCross in Diegelsberg.


1975 konstruierte und baute Wolfgang diese Monkey, den ersten echten Prototypen beim MonkeyCross. In unzähligen Stunden schweißte er das Fahrgestell mit CantileverSchwinge und MonoFederbein zusammen. Den Tank hat er damals aus Kunststoff selbst angefertigt, ebenso die maßgeschneiderte Sitzbank.
Fürs Motorentuning waren sein Vater Otto und sein Kumpel Willy Baisch zuständig. Sie bestückten den Prototypen mit 75ccm und Handkupplung. Um die Haltbarkeit zu verbessern verpassten sie ihm einen zusätzlichen Ölkanal und einen Ölkühler Marke Eigenbau.

 

Ab 1976 war es auch Willy, der diesen Prototypen beim MonkeyCross gefahren ist.

 

Einige Jahre später verschwand der Prototyp wie erwähnt auf dem Dachboden bei Wolfgang.

Motiviert machten wir uns ans Werk:
Wolfgang organisierte das Sandstrahlen des Rahmens und der Gabelbrücken sowie das Trockeneisstrahlen von Motor, Stoßdämpfer und Ölkühler.

 

Ich kümmerte mich um die fehlenden Teile wie bspw. Schutzbleche, Sitzbank, Vergaser, Radnaben und -achsen.

Um den Stil der 1970er zu wahren, entschieden wir uns für Chromschutzbleche der Z50A, ebenso für die Sitzbank einer Z50A und für die Auspuffblende einer Dax.

Was beim Zusammenbau nicht passte wurde passend gemacht – wie beispielsweise die vordere Radnabe.

Dann ging´s ans Schweißen. Wenige Risse am Rahmen mussten ausgebessert und zusätzliche Halterungen für Auspuff, Tank und Sitzbank angebracht werden. Auch bekam die Monkey nun einen richtigen Lenkanschlag, denn vorher begrenzten nur Tank und Rahmen den Lenkeinschlag.

Nach nur drei Monaten stand die Monkey – sandgestrahlt und grundiert – erstmals wieder auf ihren Rädern.

Problem blieb der besagte Tank, denn die Metalltanks der verschiedenen Monkeymodelle passten ebenso wenig auf den Rahmen wie der Kunststofftank einer CRF50. Es blieb also nur der Eigenbau. Um einen kleinen Rasenmähertank herum fertigte Wolfgang ein Modell für eine Kunststoffhülle, die genau auf den Rahmen passte und in seiner Form an den ursprünglichen Tank erinnert.

Als wir Ende Juni alles zusammen gepuzzelt hatten wurde die Monkey nochmals zerlegt und die Teile zum Lackierer gebracht.

Am 25. August 2025 – genau am 51. Jahrestag des ersten MonkeyCross in Diegelsberg – war der Wiederaufbau abgeschlossen. Obwohl wir den Motor nicht überholt haben, sprang die Monkey auf den zweiten Kick an. Ich hatte die Ehre und durfte die erste Testrunde fahren – natürlich in Diegelsberg, der Wiege des MonkeyCrossSports.    …das Gefühl dabei war unbeschreiblich…

Mit dieser Restauration haben wir ein Stück MonkeyCross-Geschichte wieder auf die Räder gestellt und zum Laufen gebracht.

Nun bekommt die 50 Jahre alte Monkey einen Ehrenplatz in den beheizten Räumen bei Wolfgang.

Jürgen Haidle, August 2025

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